Wirtschaft

Wie sinnvoll ist eine Pfanderhöhung für Mehrwegflaschen?

Pfanderhöhung für Mehrwegflaschen
Wie sinnvoll ist eine Pfanderhöhung für Mehrwegflaschen? - Foto: © Michael Eichhammer #298898085 - stock.adobe.com

Geht es um die Einsparung von Ressourcen und einen wirksamen Klimaschutz, ist immer häufiger von Kreislaufwirtschaft die Rede. Kreislaufwirtschaft ist nicht nur umweltfreundlich, sondern sie nützt auch der Wirtschaft, da Kosten gespart werden. Ein uraltes Beispiel für Kreislaufwirtschaft ist das Mehrwegsystem. Der niedrige Glaspfand verliert jedoch zunehmend an Attraktivität. Gegenwärtig wird in der Branche über eine Pfanderhöhung diskutiert.

Mehrwegflaschen landen immer häufiger auf der Straße

Deutschlands Stadt- und Straßenbild wird immer häufiger durch leere Mehrwegflaschen geprägt. Wie verschiedene städtische Entsorger und der Stadtwerkeverband VKU beobachten, bleiben leere Mehrwegflaschen immer häufiger im öffentlichen Raum als Müll zurück. Der Grund könnte das niedrige Pfand von 8 bis 15 Cent pro Flasche sein.

Der Pfandwert von Mehrwegflaschen aus Glas liegt oft lediglich bei 8 Cent.

Insbesondere nach Picknick-Wochenenden und öffentlichen Straßenfesten beobachten Entsorgungsunternehmen in Städten wie Berlin, Frankfurt, Köln, Hamburg oder Düsseldorf, dass zahlreiche Glasflaschen zurückbleiben. Das Baureferat von München berichtet, dass bei Veranstaltungen immer häufiger Flaschen einfach liegengelassen werden.

Mehrwegflaschen landen immer häufiger auf der Straße
Mehrwegflaschen landen immer häufiger auf der Straße – Foto: © Nittaya #1571345771 – stock.adobe.com

Zurückgelassene Flaschen in Müllverbrennungsanlagen

Entsorgungsbetriebe aus vielen Städten, darunter aus Hamburg, berichten davon, dass die zurückgelassenen Flaschen in Müllverbrennungsanlagen landen und verbrannt werden. Häufig sind diese Flaschen verschmutzt oder beschädigt. Es ist auch zeitlich kaum möglich, die zurückgelassenen Flaschen einzusammeln und zum Mehrwegsystem zurückzuführen. Das Mehrwegpfand wurde in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr angepasst. Der geringe Pfandwert macht es für die Verbraucher nicht mehr lohnenswert, die Flaschen zurückzugeben.

Zurückgelassene Flaschen in Müllverbrennungsanlagen
Entsorgungsbetriebe aus vielen Städten, darunter aus Hamburg, berichten davon, dass die zurückgelassenen Flaschen in Müllverbrennungsanlagen landen und verbrannt werden – Foto: © zlikovec #251559332 – stock.adobe.com

Rückgabe aufgrund des geringen Mehrwegpfands nicht lohnenswert

Für normale Bierflaschen aus Glas beträgt das Mehrwegpfand acht Cent. Dieser Betrag ergab sich aus der Euroumstellung. Vor der Umstellung lag das Mehrwegpfand bei 15 Pfennig für eine Glasflasche. Anders sieht das Einwegpfand mit 25 Cent pro Flasche aus, das gesetzlich vorgegeben ist. Für das Mehrwegpfand besteht keine gesetzliche Vorgabe. Die Getränkewirtschaft hatte sich auf das System und die Pfandhöhe geeinigt. Nun wird über eine Erhöhung des Pfandbetrags für Mehrwegflaschen diskutiert.

Tobias Bielenstein, Sprecher des Arbeitskreises Mehrweg, sieht in Deutschland keinen Anlass für die Erhöhung des Mehrwegpfands. Bei diesem Arbeitskreis handelt es sich um einen Zusammenschluss von der Getränkewirtschaft und von Umweltorganisationen. Seit Jahrzehnten ist die Pfandhöhe deshalb stabil, weil Änderungen nicht notwendig waren. Tobias Bielenstein spricht von einer Rückgabequote von 98 bis 99 Prozent.

Für das Mehrwegsystem sind seiner Meinung nach die wenigen in den Städten zurückbleibenden Flaschen kein Problem.

Der Stadtwerkeverband VKU betont hingegen, dass der Pfandwert im Laufe der Zeit inflationsbedingt gesunken ist. Die Rückgabe von Mehrweg-Glasflaschen scheint daher laut Mitteilung des Verbands für viele Verbraucher nicht mehr lohnenswert. Auch diejenigen, die Pfandflaschen sammeln, vermeiden solche Mehrweg-Glasflaschen, da sie ein höheres Gewicht und einen geringeren Wert haben. Die Entsorger bestätigen diese Beobachtung.

Reform für Flaschen und Kästen gefordert

Der Verband fordert, dass die Wirtschaft sich auf eine Erhöhung des Pfandbetrags für Flaschen und Kisten verständigen soll. Gelingt das nicht, müsse von der Politik eine Mindesthöhe vorgegeben werden. Fritz-Kola aus Hamburg ist ein Unternehmen, dass sich seit Jahren für eine Erhöhung des Pfandbetrags einsetzt. Mirco Wolf Wiegert, Co-Gründer des Unternehmens, schlägt pro Flasche einen Betrag von 20 bis 25 Cent vor.

Der Verband Private Brauereien Deutschlands vertritt kleinere und mittelständische Firmen und befürwortet eine Pfanderhöhung. Den Brauereien gehen Flaschen und Kästen aufgrund der geringen Pfandbeträge verloren, wie Bundesgeschäftsführer Roland Demleitner erklärt. Für Händler ist es günstiger, Kästen einzuschmelzen anstatt sie über lange Distanzen zu den Brauereien zurückzubringen. Nur dann, wenn sich die Branche einigt, ist eine Umstellung möglich.

Reform für Flaschen und Kästen gefordert
Der Verband fordert, dass die Wirtschaft sich auf eine Erhöhung des Pfandbetrags für Flaschen und Kisten verständigen soll – Foto: © Sauerlandpics #109151392 – stock.adobe.com

Verbände der Getränkewirtschaft lehnen Reform ab

Eine Reform wird von wichtigen Verbänden der Getränkewirtschaft abgelehnt. Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauerei-Bunds, der auch große Brauereien vertritt, kritisiert eine mögliche Pfanderhöhung. Er begründet das damit, dass eine neue Flasche 20 bis 21 Cent kostet. Mit einem Pfand von 20 bis 25 Cent wäre eine neue Flasche günstiger als das Pfand.

Die Brauereien würden neue Flaschen kaufen, da das günstiger ist als die Sammlung und Reinigung von alten Flaschen.

Holger Eichele betrachtet eine Umstellung als kompliziert, da sie zu hohen Kosten führen würde. Kleinere Brauereien könnten sich damit überschulden. Gegen eine Umstellung sprechen sich auch der ungefähr 150 Mitglieder zählende Verband Deutscher Mineralbrunnen und der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels mit ungefähr 450 Mitgliedern aus.

Österreich als Beispiel für höheres Flaschenpfand

Österreich hat bereits am 2. Februar 2025 eine Pfanderhöhung vorgenommen. Für eine Glasflasche mit 0,5 Litern ist der Pfandbetrag von 9 Cent auf 20 Cent gestiegen. Dieser Schritt wurde vom Verband der Brauereien Österreichs damit begründet, dass von den umlaufenden Bierflaschen ungefähr sechs Prozent im Altglas, im Restmüll oder in der Landschaft entsorgt wurden. Nach der Erhöhung gehen die Konsumenten sorgfältiger mit den Flaschen um.