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Bewertungen im Internet – Wie verlässlich sind die Benotungen?

Bewertungen im Internet
Bewertungen im Netz - Wie verlässlich sind die Benotungen? - Bild: © PantherMedia / vladwel / Medien-Nr. B173502876

Mittlerweile ist es bei Onlinekäufen gang und gäbe, vor Erwerben von teuren Artikeln oder Urlaubsbuchungen zuerst die Bewertungen durch andere Nutzer zu überprüfen. Doch wie zuverlässig sind die Bewertungen eigentlich?

Ein wichtiger Faktor für die Kaufentscheidung

Wie Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen betont, spielt der Einfluss von Rezensionen auf die Kaufentscheidung eine tragende Rolle. Zugleich legt der Handel sogar zunehmend großen Wert darauf, dass immer mehr Kunden erworbene Waren und Serviceleistungen auch online bewerten. Sandra Schwarz als Vertreterin der Stiftung Warentest äußerst sich sogar noch deutlicher zu diesem Thema. Ihrer Meinung gleicht der Markt um Online-Bewertungen sogar schon einer Art Sterne-Industrie, die boomt.

Der Wunsch nach einer Orientierung durch andere erfahrene Kunden erhöhe sich beispielsweise schon einfach dadurch, weil die Vielfalt im Internet besonders groß ist.

Doch wo Sonne ist, ist auch Schatten. Deshalb lässt es sich auch nicht vermeiden, dass sich unter echte Kundenmeinungen ebenfalls Fake-Bewertungen mischen. Dabei fällt es den meisten Verbrauchern sehr schwer zu differenzieren.

Bewertungen im Netz sind ein wichtiger-Faktor für die Kaufentscheidung
Der Einfluss von Rezensionen spielt auf die Kaufentscheidung eine tragende Rolle – Bild: © PantherMedia / Andriy Popov / Medien-Nr. 28328511

Erworbene Sterne

Im Rahmen der Recherche zu diesem Thema waren Mitarbeiter der Stiftung Warentest für mehrere Agenturen tätig, die Onlinehändlern Bewertungen zum Verkauf anboten. Die Rezensenten oder Rezensentinnen erhielten als Gegenleistung etwas Geld, konnten die Waren günstig erwerben oder gar komplett behalten.

Das Resultat dieser Untersuchungen war eindeutig. Bei einer bewusst kritisch verfassten Rezension mischten sich die Agenturen direkt ein. Auf diese Weise werden über 60 Prozent der Rezensionen beeinflusst – stets im Sinne der Internethändler. Zum Teil wurden die Erzeugnisse nur anhand eines Fotos beurteilt. Wurden die Artikel zur Qualifikation als „verifizierter Kauf“ tatsächlich erworben, erstatteten die Agenturen damit verbundene Ausgaben erst nach der Freigabe der Bewertung. Außerdem wiesen die Agenturen einige Tester partiell sogar an, positive Bewertungen von anderen Rezensenten als „nützlich“ zu kennzeichnen.

Im Zweifelsfall auf unabhängige Tests verlassen

Aus dem Grund betont Tryba in diesem Zusammenhang, dass Rezensionen für eine Kaufentscheidung nur eine untergeordnete Rolle spielen sollten. Schließlich seien sogar echte Rezensionen die einfache Wiedergabe von Gefühlen.

Für Verbraucher und Außenstehende ist es nicht nachvollziehbar, welches Wissen die Rezensenten besitzen.

Deshalb sind Käufer und Käuferinnen im Zweifelsfall gut beraten, sich eher auf unabhängige Tests wie denen von der Stiftung Warentest zu verlassen. Einer Empfehlung von Warentesterin Schwarz sollten die Bewertungen durchaus dafür genutzt werden, um sich vor dem Kauf zu orientieren. Dennoch ist es wichtig, dass positive Rezensionen keinen allzu großen Einfluss nehmen. Außerdem rät Schwarz an, ebenfalls auf Negativkommentare zu achten und etwaige Übereinstimmungen zu suchen.

Bewertungen nicht als unabhängiges Testergebnis betrachten

Generell ist es wichtig, die Bewertungen auch nicht komplett zu ignorieren. Von Fall zu Fall weisen die Bewertungen schließlich durchaus auf Aspekte hin, die klassische Schwachstellen der Waren sind oder die Erzeugnisse aus einer anderen Perspektive beschreiben. Dennoch ist es wichtig, einzelne Bewertungen nicht als unabhängige Testergebnisse einzustufen.
Im Gegenzug kritisieren es Verbraucherexperten, nur auf negative Bewertungen Acht zu geben. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass die Beurteilungen ebenfalls gefälscht sind.

Bewertungen nicht als unabhängiges Testergebnis betrachten
Bewertungen nicht als unabhängiges Testergebnis betrachten – Bild: © PantherMedia / Golden Sikorka / Medien-Nr. B213638352

Kontrolle von Rezensenten

Nach Aussagen von Georg Tryba ist es vor allem für Laien beinahe unmöglich, Fake-Rezensionen als solche zu enttarnen.

So blicken erfahrene Fake-Rezensenten auf genügend Erfahrungen zurück und bauen in die Bewertungstexte beispielsweise ganz bewusst Fehler ein.

In der Tat gibt es keine Methoden, durch welche falsche Beurteilungen mit Sicherheit von authentischen Rezensionen differenziert werden können. Möglicherweise verweisen jedoch andere Bewertungen der Rezensenten auf mögliche Indizien.
So ist zum Beispiel Skepsis angebracht, wenn das Profil der Online-Nutzer nur Fünf-Sterne-Bewertungen aufweist.

Tipps für eine erfolgreiche Schlagwortsuche

Skepsis ist nach Warentesterin Schwarz ebenfalls angebracht, falls sich in schneller Abfolge viele positive Bewertungen aneinanderreihen oder auf eine schlechte Beurteilung mehrere sehr gute folgen. Diese Abfolge spricht dafür, dass diese Bewertungsabfolge gesteuert ist. Zugleich sollten Nutzer auf Schlagwörter achten, die ihnen wichtig sind.

In der Praxis hat es sich übrigens bewährt, ungewöhnlich wirkende Beurteilungen auf Suchmaschinen zu übertragen. Dann ist Skepsis nötig, wenn die gleichen Wortlaute ebenfalls bei anderen Produkten auftauchen.

Meldungen verdächtiger Inserate

Wer berechtigte Zweifel an der Richtigkeit einer Onlinerezension hat, sollte diese Bewertungen auch melden. Allerdings genügen diese Meldungen nicht, um Fälschungen effektiv entgegenzuwirken. Das Bundeskartellamt stellte nach einer Sektoruntersuchung fest, dass zahlreiche Portale wesentlich aktiver gegen eine Publikation von gefälschten Beurteilungen vorgehen könnten.

Die meisten Plattformen setzen bislang lediglich Wortfilter ein. Alternativ verließen sich die Portale auf nachträgliche Meldungen über besonders auffällige Bewertungen.