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Massivhaus vs. Fertighaus: Verschiedene Bauweisen im Überblick

Massivhaus vs.Fertighaus
Massivhaus vs. Fertighaus: Verschiedene Bauweisen im Überblick - Bild: © Gina Sanders #10173264 & © Comofoto #126039401stock.adobe.com

Der Traum von den eigenen vier Wänden ist ein Wunsch, den sich hierzulande immer mehr Menschen erfüllen.
Massivhaus oder Fertighaus? Beide Baustile haben Vor- und Nachteile.

Mehr Massiv- als Fertighäuser

Hierzulande bevorzugen es die meisten Häuslebauer, ihr eigenes Zuhause Stein auf Stein zu bauen. Im Gegenzug beträgt der Anteil an Fertighäusern in Deutschland ungefähr 22 Prozent.

Das bedeutet dennoch, dass sich ein Großteil aller Bauherren hierzulande für ein Massivhaus entscheidet.

Doch bietet ein Massivhaus gegenüber einem Fertighaus tatsächlich so viele überzeugende Vorteile?

Zuhause Stein auf Stein zu bauen
Hierzulande bevorzugen es die meisten Häuslebauer, ihr eigenes Zuhause Stein auf Stein zu bauen – Bild: © Alex G #251975155 stock.adobe.com

Stein auf Stein – beim Massivhaus

Im ersten Moment erscheinen Unterschiede zwischen Massiv- und Fertighäusern eindeutig.
Während die Errichtung eines Massivhauses Stein auf Stein erfolgt, werden einzelne Wandelemente des Fertighauses in speziellen Werken vorgefertigt. Diese Besonderheiten geht mit weiteren Unterschieden einher.

Vorgefertigte Wände bei Fertighäusern

Die Erbauung eines Massivhauses erfolgt Stein auf Stein, so dass dessen kompletter Aufbau auf dem Grundstück vor Ort erfolgt. Die Erstellung der Baukonzepte wird frei geplant, für gewöhnlich in Kooperation mit Architekten. Ein Fertighaus besteht aus vorgefertigten Teilen aus Holz, die nach einer Anfertigung in einer Fabrik unmittelbar vor Ort zusammengesetzt werden. Die Planung und Ausführung dieser Objekte erfolgt dementsprechend standardisiert und ist weniger flexibel.

Ergänzend gibt es ebenfalls Hybridversionen, bei denen Fertighäuser als Massivhäuser geplant sind.

Diese Methode vereint die Vorfertigung des Fertighausbaus mit beim Massivbau verwendeten Materialien. Bei diesem Konzept ist es üblich, dass vorgefertigte Wandelemente aus Betonsteinen, Beton oder Ziegeln bestehen. Ein Einbau der Zwischendecken aus Betonplatten erfolgt wiederum direkt am Baugrundstück.

Vorgefertigte Wände bei Fertighäusern
Vorgefertigte Wände bei Fertighäusern – Bild: © AustrianImages.com #24671832 stock.adobe.com

Preise im Vergleich

In aller Regel kostet ein Fertighaus weniger Geld als ein Massivhaus. Wichtige Gründe für diese Preisstruktur sind die Verwendung standardisierter Bauteile oder die Kooperation mit einem eingespielten Bauteam. Die exakte Höhe des Preisvorteils lässt sich allerdings eher schwer beziffern.

Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für ein Massivhaus beläuft sich auf etwa 1.800 bis 2.000 Euro. In diesem Preis sind jedoch noch keine Baunebenkosten berücksichtigt. Dementsprechend kostet ein Massivhaus mit einer Wohnfläche von rund 100 Quadratmetern ungefähr 200.000 Euro.

Individuelle Wünsche

In der gleichen Preisklasse rangieren zwar auch zahlreiche Offerten von Fertighaus-Anbietern.

Allerdings sind die Objekte in der Preiskategorie häufig schon ausgestattet.

In diesem Detail liegt auch der große Unterschied, da eine vorgefertigte Variante ohne Extras viele Bauherren abschreckt.
Aus dem Grund sind viele Hersteller mittlerweile bemüht, ihre Modelle so individuell wie möglich zu gestalten. Für diesen Service müssen Kunden jedoch mit einem Preisaufschlag rechnen. Diese Änderungen führen wiederum dazu, dass Besitzer eines Fertighauses häufig nicht viel weniger Geld als Käufer eines Massivhauses bezahlen. Häufig geben sie sich nicht mit einem „Haus von der Stange“ zufrieden – zu individuell sind Anforderungen an die Dachform, die Fenster oder die Form der Erker.

Vorteile eines Massivhauses

Hierzulande pflegen Massivbauten ein gutes Image. Die Objekte überzeugen mit einem beständigen Wert, von dem mehrere Generationen profitieren. Ein großer Vorteil ist Stein als ein Material, das besonders winddicht ist. Zugleich betonen Hersteller, dass Massivhäuser besonders unempfindlich sind.
Tritt ein größerer Wasserschaden auf, wird die Bausubstanz dennoch nur wenig in Mitleidenschaft gezogen. Dem massiven Baustil wird eine längere Nutzungszeit attestiert, die sich auf bis zu 120 Jahre erstrecken kann. Demgegenüber wird einem Fertighaus nachgesagt, „nur“ für einen Zeitraum von 70 bis 90 Jahren geschaffen zu sein.

Vorteile eines Massivhauses
Massivhäuser überzeugen mit einem beständigen Wert, von dem mehrere Generationen profitieren – Bild: © DanBu.Berlin #133786867 stock.adobe.com

Ein weiterer Pluspunkt von Massivhäusern ist der hohe Wiederverkaufswert. Auch für diesen Fall profitiert ein Massivhaus von seinem positiven Image. Ob dieser Ruf nun begründet oder unbegründet ist: Doch der Blick in die Praxis zeigt auf, dass sich ein älteres Fertighaus zumeist schwerer vermitteln lässt. Weil sich die Werthaltigkeit und Qualität von Fertighäusern stetig verbessert, ist eine Trendwende in Bezug auf die Werthaltigkeit nicht ausgeschlossen.

Hoher Wärme- und Schallschutz bei Massivhäusern

Aufgrund des anspruchsvollen Wandaufbaus ist der sommerliche Wärmeschutz bei einem Massivhaus wesentlich besser. Deshalb heizen sich Innenräume zur warmen Jahreszeit nicht so schnell auf. Mit ihrem Schallschutz bieten Massivhäuser ebenfalls Vorteile. Diese Pluspunkte basieren vor allem auf dem Wandaufbau.

Werden beim Wandaufbau hochdämmende Mauersteine verwendet, fungiert die tragende Außenwand zugleich als Wärmedämmschicht.

Aufgrund dieses mehrschaligen Baustils erhält die tragende Wand eine zusätzliche Dämmung. Generell zeichnen sich Massivhäuser durch ein angenehmes Wohnklima aus, weil das Mauerwerk Feuchtigkeit absorbiert und das Raumklima reguliert.

Nachteile eines Massivhauses

Der Baustil Stein auf Stein bedeutet jedoch automatisch, dass die Errichtung eines Massivhauses einiger Zeit bedarf. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bauvorhaben von der Witterung abhängen.

Beispielsweise führt ein harter Winter häufig zu Bauverzögerungen. Die Kombination aus langer Bauzeit, der Inanspruchnahme eines Architekten sowie Material- und Gewerkekosten wirken sich natürlich auf den Preis für das Bauprojekt aus. Betrachtet man die reinen Baukosten ohne zusätzliche Wünsche, kostet der Bau eines Massivhauses zumeist mehr als eines Fertighauses.

Vorteile eines Fertighauses

Ein deutlicher Pluspunkt eines Fertighauses ist die relativ kurze Bauzeit. Der Einzugstermin ist dadurch nicht nur gut planbar, sondern lässt zumeist auch nicht lange auf sich warten. Von diesem Vorteil profitieren vor allem all die Häuslebauer, die parallel zum Bauprojekt Miete entrichten müssen.

Ein weiterer Vorteil ist die positive CO2-Bilanz, da ein modernes Fertighaus zumeist hocheffizient energiesparend funktioniert.

Da Bauherren die Objekte außerdem zum Festpreis erwerben, besteht bei diesem Bauvorhaben zudem hohe Kostensicherheit. Diese Planungssicherheit hat den Vorteil, dass Fertighäuser für nahezu jede Zielgruppe interessant sind. Die Bandbreite reicht schließlich vom preiswerten Ausbauhaus bis hin zur millionenschweren Villa.

Kurze Bauzeit beim Fertighaus
Ein deutlicher Pluspunkt eines Fertighauses ist die relativ kurze Bauzeit – Bild: © Mixage #9079948 stock.adobe.com

Häuser bei Musterhaus-Ausstellungen bewundern

Um sich ein genaues Bild von den Objekten zu machen, können Kaufinteressenten die Objekte mit Musterhäusern oder bei Hausausstellungen genauer unter die Lupe nehmen. Hierzulande gibt es mittlerweile insgesamt 18 Musterhaus-Parks, in denen Besucher Häuser unterschiedlicher Anbieter in Augenschein nehmen können.

Von Vorteil ist es beim Bau eines Fertighauses ebenfalls, dass Häuslebauer mit handwerklicher Begabung durch Eigenleistungen viel Geld sparen können. Wahlweise gibt es sogar sogenannte Bausatzhäuser, mit denen zukünftige Immobilienbesitzer die Häuser in Eigenregie errichten. Allerdings ist es wichtig, sich für dieses Bauprojekt nicht zu überschätzen.

Nachteile eines Fertighauses

Fertighäuser gibt es in zahlreichen Ausbaustufen, so dass für jeden Geschmack die passende Variante dabei ist. Probleme gibt es allerdings häufig bei der vertraglichen Gestaltung. Deshalb sollten Häuslebauer genau wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie sich beispielsweise für ein „schlüsselfertiges“ Haus entscheiden.

Weil Massivhäuser in den Augen vieler Menschen dennoch kostbarer als ein Fertighaus erscheinen, ist der Preis eines Fertighauses bei einem geplanten Verkauf geringer.

Zudem sollten Häuslebauer bedenken, dass ein nachträglicher An- oder Ausbau bei einem Fertighaus deutlich schwieriger ist.

Gibt es nun die ultimative Bauweise?

Fertighaus oder Massivhaus? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Letztendlich ist es eine Frage persönlicher Ansprüche und des Budgets, auf welches Objekt die Wahl fällt.
Zugleich sollten zukünftige Häuslebauer hinterfragen, welche Erwartungen das neue Zuhause erfüllen soll. Je ausgefallener und umfassender diese Vorstellungen sind, desto häufiger geraten Fertighäuser an ihre Grenzen.