Der “Achte Altersbericht” der Bundesregierung weist darauf hin, dass eine Zugang sowie die Inanspruchnahme digitaler Angebote unter älteren Menschen sehr ungleich verteilt ist. Diese Differenzen sind bei älteren Menschen noch wesentlich größer als bei jüngeren Personen und hängen dabei deutlich vom Einkommen und Bildungsstand ab. Nach einer Beratung des Berichts durch das Bundeskabinett wurde das Dokument kürzlich in Berlin vorgestellt.
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Neue Digitalstrategien entwickeln
Mehrere Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachrichtungen bilden zusammen die Sachverständigenkommission, um den Bericht zu erstellen. Darin geht die Bundesregierung darauf ein, die Problematik der Digitalstrategie für Menschen in höherem Alter stärker zu thematisieren. Diese Altersberichte werden einmal je Wahlperiode angefertigt und widmen sich jeweils einem bestimmten Schwerpunkt.
Bei der diesjährigen Debatte lag der Fokus auf der Digitalisierung.
Gemäß Aussagen des Bundesfamilienministeriums gelten die Richtlinien als wichtige Entscheidungsbasis für politische Maßnahmen im Umgang mit Senioren. Diese Maßnahmen werden laut Familienministerin Franziska Giffey von der SPD aufgenommen und umgesetzt. Ihr eigens definiertes Ziel: Ältere Menschen sollen einen sicheren Zugang zu Informationen erhalten und am digitalen Leben teilhaben.
Internetzugang für Senioren
Grundsätzlich äußerten sich die Sachverständigen dazu, Internetzugänge für alle Wohnformen von älteren Menschen zu erschaffen. Außerdem sollten Länder, Kommunen und der Bund kostenfreies Internet zur Verfügung stellen. Zudem sollten Senioren mit geringem Einkommen eine staatliche Förderung für das Internet sowie den Erwerb digitaler Technik erhalten.
Diesbezüglich äußerte sich Andreas Kruse als Leiter der Altersberichtskommission, die “digitale Daseinsvorsorge” als “Grundrecht” zu betrachten. Seiner Meinung ist die Maßnahme unerlässlich, um Menschen im höheren Alter ein “gutes Leben” zu ermöglichen. Schließlich habe insbesondere die Corona-Krise bewiesen, wie wichtig eine optimale digitale Ausstattung für eine Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten oder der Nutzung von Dienstleistungen ist.
Digitalisierung ist keine Frage des Alters
In diesem Zusammenhang betont der Heidelberger Professor für Psychologie und Altersforschung ebenfalls, dass das Alter keine automatische Hürde im Umgang mit Technik ist. Ganz im Gegenteil. Seiner Meinung nach ist es unerlässlich, dass die Anpassungs- und Lernfähigkeit des Gehirns auch im hohen Alter erhalten bleibt.
Giffey betont ebenfalls, dass sich Internetnutzung und ältere Menschen nicht ausschließen. Die Politiker rief dazu auf, dass das Thema Digitalisierung bei Seniorentreffs oder Bildungsangeboten eine noch wichtigere Rolle spielen sollte. Neben dem Skatspiel oder dem Kaffeetreff könnten ältere Menschen auch dafür geschult werden, wie wichtige Termine über das World Wide Web vereinbart werden.
Älteren Menschen auf lokaler Ebene begegnen
Diesem Bestreben unter dem Motto: “Kaffee, Kuchen, Tablet” schließt sich der ehemalige SPD-Chef Franz Müntefering an. Bereits seit mehreren Jahren agiert der 80-jährige als Vorsitzender Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und äußerte sich deshalb zum neuen Altersbericht.
Seiner Meinung nach werden ältere Menschen nicht erreicht, indem sich Politiker und Wissenschaftler aus der Ferne über die Wichtigkeit von Themen wie dem Zugang zur Technik äußern. Sinnvoller sei es, lokal in kleinen Runden zu agieren.
Digitalisierung gewinnt durch Corona-Pandemie an Bedeutung
Insbesondere infolge der Corona-Krise erhielten viele ältere Menschen ein völlig anderes Bild von der Digitalisierung. Dieser Standpunkt ist das Resultat einer repräsentativen Umfrage, die im Juli 2020 im Auftrag des Digitalverbands Bitkom initiiert wurde.
Bei dieser Befragung betonen zwei von insgesamt fünf Bundesbürgern ab 65 Jahren, eine Digitalisierung zu befürworten.
Bei einem Viertel aller älteren Menschen wandelte sich das Bild über die Digitalisierung in Corona-Zeiten allerdings zum Negativen. Zu diesem Thema äußert sich Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder, demzufolge das World Wide Web vor allem für ältere Menschen besonders nützlich ist. Seiner Ansicht nach sind “digitale Technologien für durch Covid-19 gefährdete Personen besonders gut geeignet, um mit der Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben.”
Das Internet: Eine positive Überraschung für Senioren
Nahezu alle Internetuser ab 65 Jahren waren positiv von all den Optionen überrascht, die das Internet in Zeiten der Corona-Pandemie ermöglichte. Nur sechs Prozent aller Senioren waren von den Nutzungsmöglichkeiten enttäuscht. Insgesamt 59 Prozent aller Probanden bestätigten, dass das Internet hilfreich gewesen ist, um die Corona-Krise besser zu überstehen.
Insgesamt zwei von fünf Befragten nutzten das Internet in erster Linie, um per E-Mail, Videotelefonat sowie Messengerdienst den Kontakt zur Familien, Bekannten und Freunden zu halten.