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Mythos Kefir – Die probiotische Milch für ein längeres Leben

Kefir
Mythos Kefir – Die probiotische Milch für ein längeres Leben - Foto: © SewcreamStudio #176786986 - stock.adobe.com

Kefir – das haben viele bestimmt schon einmal gehört, und wissen nicht genau, was sie damit anfangen sollen. Die saure Milch stammt ursprünglich aus den Bergen des Kaukasus und erlebt derzeit in den Fitness- und Gesundheitskanälen der sozialen Medien ihre Wiedergeburt.
Dem Getränk werden probiotische, ja sogar lebensverlängernde Eigenschaften zu geschrieben. Doch was ist dran am russischen Milch-Mythos? Wir haben Kefir auf die Probe gestellt.

Der Mythos Kefir

Der Legende nach entstand das gesunde Getränk in Osstien, einer kleinen Region zwischen Russland und Georgien. Bauern wollten ihre Milch länger haltbar machen, und ernteten so die ersten Kefir-Knollen. Schnell wurde die heilsame Wirkung des Milchgetränks bekannt und so verbreitete es sich in weiten Teilen Russlands und der Kaukasusregion.
Sogar der Prophet Mohammed und Marco Polo sollen über die weißen Knollen gestolpert sein und ihre heilende, fast schon magische Wirkung geschätzt haben. „Die Kristalle des Propheten“, wie man sie in Russland nannte, geraten außerhalb einiger orthodoxer Kreise in Vergessenheit, bis es im Europa des 19. Jahrhunderts zu einer großen Tuberkulose-Epidemie kam.

Schnell sprach sich herum, dass Kefir bei der tödlichen Krankheit helfen soll, und Magen-Darm-Beschwerden effektiv linderte.

Russische Ärzte verstärkten den Mythos, indem sie der Milch eine lebensverlängernde und krebslindernde Wirkung zuschrieben. Sie beriefen sich auf die hohe Lebenserwartung von Rumänen und Bulgaren, die täglich Kefir trunken. Seitdem wird das Getränk kommerziell hergestellt und zählt zu den am häufigsten verkauften Milchprodukten in ganz Russland. In den letzten Jahren findet das Getränk weltweite Beachtung und taucht immer häufiger in den Supermärkten und Fitness-Bereichen der Sozialen Medien auf. Doch lässt sich die heilende Wirkung wirklich nachweisen?

Mythos Kefir
Der Legende nach entstand das gesunde Getränk in Osstien, einer kleinen Region zwischen Russland und Georgien – Foto: © fascinadora #354940031 – stock.adobe.com

Die heilende Kraft von Kefir

Kurz gesagt: Ja, das tut sie. Dazu müssen wir uns zunächst anschauen, wie das Getränk überhaupt aufgebaut ist. Kefir entsteht durch den Fermentationsprozess. Daran ist neben Milchsäurebakterien auch Hefe beteiligt. Neben den probiotischen Bakterien entsteht auch eine kleine Menge an Alkohol und Kohlensäure, die dem Getränk seinen unvergleichlichen Geschmack ermöglicht. Nebenbei enthält es dadurch eine leicht cremige, gut bekömmliche Konsistenz.

Der Hauptgrund für die Anwendung liegt jedoch meist in den unglaublichen probiotischen Eigenschaften, die das milchige Getränk liefert.

Unter Probiotika verstehen wir Produkte, die lebendige Milchsäurebakterien enthalten, die gut für unsere Darmflora sind. Einerseits können Verdauungsbeschwerden, wie Durchfall oder Reizdarm abgebaut werden, weiter wird unser Darm dauerhaft gestärkt und stabiler. So kann Kefir auch gegen chronische Müdigkeit helfen, die häufig vom Darm ausgeht.

Ebenso wird das Immunsystem gestärkt. So macht uns der regelmäßige Genuss von Kefir krankheitsresistenter. Vor allem für Personen, die ihre Darmflora durch Stress oder die Einnahme von Antidepressiva und Antibiotika aus dem Gleichgewicht gebracht haben, kann Kefir ein echtes Wundermittel sein. Die geschädigten Stellen im Darm werden schnell repariert und anschließend gut geschützt. Daneben hilft eine gesunde Darmflora der Gewichtskontrolle und unterstützt den Stoffwechsel.

Kefir entsteht durch den Fermentationsprozess
Kefir entsteht durch den Fermentationsprozess – Foto: © Madeleine Steinbach #166131989 – stock.adobe.com

Anders als die herkömmliche Milch hat Kefir hervorragende antibakterielle Eigenschaften. Das im Getränk enthaltene Probiotika Lactobacillus kefiri bietet umfänglichen Schutz vor Infektionen. Studien belegen, dass durch die Einnahme von Kefir die Verbreitung von E. Coli oder Salmonellen unterbrochen werden konnte.

Auch die krebsschützende Wirkung ist mittlerweile belegt. Die Probiotika verhindern die Mutation von Zellen im Darm und blocken so das Wachstum von Tumorzellen ab. Diese sind häufig der Hauptgrund für die Entstehung von Krebs.

Vor allem, wer in den Frühjahrsmonaten mit roten Augen und einer laufenden Nase zu kämpfen hat, sollte das russische Milchgetränk ausprobieren. Tierstudien belegen, dass Kefir durch seine entzündungshemmenden und immunstärkenden Eigenschaften bei allergischen Symptomen helfen kann. Die Überempfindlichkeit des Immunsystems auf bestimmte Allergene geht durch den regelmäßigen Verzehr zurück und der Mensch bleibt selbst in der Hochsaison beschwerdefrei.

Daneben liefert Kefir hervorragende Nährwerte.

Neben optimal verwertbaren tierischen Proteinen sind das Vitamine wie B2, B3 und B5 und verschiedene Mineralstoffe. Dazu zählen unter anderem Calcium und Kalium, die wichtig für den Knochenaufbau und schützend gegen Osteoporose sind. Auch Spurenelemente wie Zink finden sich im sauren Milchgetränk. Dabei ist es nahezu laktosefrei, was es auch für Menschen interessant macht, die bei herkömmlicher Milch mit Problemen zu kämpfen haben.

Kefir antibakterielle Eigenschaften
Anders als die herkömmliche Milch hat Kefir hervorragende antibakterielle Eigenschaften – Foto: © deagreez #221090401 – stock.adobe.com

Kefir selbst machen oder kaufen?

Ein besonderes Highlight des Kefir-Genusses ist für viele die eigene Herstellung. Dabei wird man selbst Zeuge des Fermentationsprozesses und zum Schöpfer heilenden Lebens. Benötigt werden lediglich einige Gramm der Kefir-Kristalle, die man online, in Apotheken oder Reformhäusern kaufen kann. Auf 500 ml Milch kommen 8 bis 15 g Milchkefir-Kristalle, je nachdem wie intensiv man sich den Geschmack und die probiotischen Eigenschaften wünscht. Anfänger sollten mit einer niedrigeren Dosierung beginnen. Zur Zubereitung wird ungekühlte Milch, im Optimalfall eine Bio-H-Milch, in ein verschließbares Gefäß gegeben. Die trockenen Kristalle werden nun dem Behälter beigefügt und luftdicht verschlossen. So wird es an einem lichtgeschützten Ort bei Zimmertemperatur für 1 – 2 Tage stehen gelassen. Eine längere Dauer verstärkt den Fermentationsprozess. Im Anschluss werden die Kristalle mit einem Sieb herausgefiltert und für den nächsten Herstellungsprozess trocken und luftdicht aufgehoben. Im Kühlschrank aufbewahrt bleibt der Kefir bis zu zwei Wochen haltbar.

Alternativ kann man das Getränk auch fertig hergestellt in den meisten großen Supermärkten oder fast jedem Biomarkt erwerben. Jedoch sollte man darauf achten, echten Kefir zu kaufen – die Bezeichnung „Kefir, mild“ bezieht sich auf Produkte, die ohne den heilenden Kefirpilz produziert werden, und aus einer Mischung von verschiedenen Bakterien und Hefe hergestellt werden.

Fazit

Kefir ist ein viel diskutiertes Getränk mit umfassenden heilenden Eigenschaften. Von einer Stärkung der Darmflora und des Immunsystems, bis hin zur Bekämpfung von Allergiesymptomen – Kefir ist ein Allrounder, der vielen Menschen helfen kann.