Sport und Gesundheit

Coronavirus – Warum gibt es mehr Todesfälle bei Männern?

Coronavirus - Warum gibt es mehr Todesfälle bei Männern?
Coronavirus - Warum gibt es mehr Todesfälle bei Männern? - Bild: © Maria Sbytova #335792404 – stock.adobe.com

Generell haben Männer bei einer Covid-19-Erkrankung schlechtere Prognosen für eine Genesung als Frauen. Männer erkranken nicht nur häufiger an dem Coronavirus, sondern sterben zudem auch häufiger. Anfangs wurde vermutet, dass dieser Trend in China auf den hohen Anteil an rauchenden Männern zurückzuführen war. Doch mittlerweile hat sich die Vermutung weltweit bestätigt.

Männer sterben wesentlich häufiger am Coronavirus als Frauen

Laut einer Untersuchung der Forschungsinitiative Global Health 50/50 aus über 20 Ländern infizieren sich Frauen zwar nahezu genauso häufig mit dem Coronavirus wie Männer.

Der Anteil der Sterberaten beläuft sich jedoch auf ein Drittel zu zwei Dritteln.

Eine ähnliche Situation bei den meisten Altersgruppen

Auf einen ähnlichen Trend weist Clemens Wendtner hin, der als Chefarzt an der Klinik für Infektiologie in Schwabing an der München Klinik tätig ist. Einem Situationsbericht des Robert-Koch-Instituts vom 21. Juni 2020 zufolge verstarben mindestens doppelt so viele Männer wie Frauen – unabhängig von der Altersgruppe.

Erst ab der Personengruppe ab 80 Jahren wendet sich das Blatt und kehrt sich bei 90- bis 99-jährigen Patienten sogar um.

Allerdings ist dieser Trend vermutlich darauf zurückzuführen, dass eher Frauen als Männer ein solch hohes Alter erreichen. Über mögliche Gründe äußert sich das RKI eher zurückhaltend.

Ursachenforschung durch Mediziner

Ein möglicher Grund für die hohe Mortalitätsrate könnte im ungesunden Lebensstil vieler Männer bestehen. Achten Männer älterer Generationen nur unzureichend auf ihre Ernährung und Lebensweise, treten auch häufiger Vorerkrankungen auf. Außerdem ist vorstellbar, dass viele Männer erst zu spät einen Arzt konsultieren und deshalb Erkrankungen verschleppen.

Dennoch verweisen viele Mediziner auf den sogenannten ACE2-Rezeptor, über welchen das Sars-CoV-2-Virus in die Lunge eindringt.

Dieser Rezeptor tritt Untersuchungen zufolge bei Männern in erhöhter Konzentration auf.

Das in der Niere, Lunge, im Herz, in Blutgefäßen sowie dem Magen-Darm-Trakt nachgewiesene Enzym ist als “Eintrittspforte für Coronaviren” bekannt und spielt auch bei einfachen Erkältungen eine wichtige Rolle. Aktuell führen Mediziner Untersuchungen durch um festzustellen, inwiefern ACE-Hemmer zur Senkung des Blutdrucks dazu führen, dass Zellen eine Bildung des ACE2-Rezeptors anregen und somit anfälliger für Infektionen sind. Diese Theorie erscheint zwar möglich, ist bislang aber noch nicht nachgewiesen.

Spielt das weibliche Hormon Östrogen eine tragende Rolle?

Grundsätzlich stufen Ärzte Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems jedoch als Risikofaktor Covid-19 ein. Von diesen Krankheiten sind verallgemeinernd eher Männer als Frauen betroffen. Andere Experten gehen hingegen davon aus, dass der schützende Wirkmechanismus des weiblichen Hormons Östrogen als Schutz vor einem schweren Corona-Verlauf eine wichtige Rolle spielt.

Möglicherweise wird die Entwicklung der Infektionen aber auch durch das stärkere Immunsystem von Frauen beeinflusst. Laut Aussagen von Virologen ist es längst erwiesen, dass das Immunsystem von Frauen auf eine durch Viren ausgelöste Infektion stärker und schneller reagiert als bei Männern. Diese Erkenntnis erlangten die Mediziner bereits aus anderen Viruserkrankungen wie Sars, Mers oder der Grippe. Im Gegensatz dazu leiden Frauen häufiger an Autoimmunkrankheiten, bei denen das eigene Immunsystem überreagiert und körpereigene Zellen angreift. Dieser Effekt könnte sich auf eine Covid-19-Erkrankung wiederum negativ auswirken. Weltweit finden derzeit unterschiedliche Untersuchungen rund um die Covid-19-Erkrankung statt, die sich zum Teil auf geschlechtsspezifische Differenzen beziehen. Von diesen Maßnahmen erhoffen sich Mediziner neue Behandlungsansätze.