Finanzen

Geldpolitik der EZB lässt Zinsniveau für Guthaben in 2017 weiterhin stagnieren

Geldpolitik der EZB lässt Zinsniveau für Guthaben in 2017 weiterhin stagnieren
Geldpolitik der EZB lässt Zinsniveau für Guthaben in 2017 weiterhin stagnieren - Bild: © dbrnjhrj #363958878 stock.adobe.com

Die Geldpolitik der EZB sorgte erstmals im März 2015 für Erstaunen, wie die Süddeutsche Zeitung und andere Medien übereinstimmend berichteten: Die Zentralbank begann im März 2015 in einem erstmals bis September 2016 befristeten Programm nicht mehr nur Staatsanleihen aufzukaufen. Stattdessen wurden erstmals in der Geschichte auch Unternehmensanleihen aufgekauft, was eine erhebliche Liquiditätsspritze für die Märkte bedeutete.

Das Volumen: 1.100 Milliarden Euro. Dieses eigentlich befristet angedachte Programm wurde inzwischen fortgeführt, was die Märkte weiterhin mit Liquidität beinahe schon überflutet. Spätere Generationen werden wahrscheinlich auf eine Zeit extrem lockerer Geldpolitik zurückblicken!

Die Folgen dieser Geldpolitik für Sparerinnen und Sparer sind sehr unangenehm. Insbesondere deshalb weil die urspürngliche Hoffnung einer nur sehr kurzen Niedrigzinsphase inzwischen verflogen sein dürfte. Immobilienkäufer und Unternehmen mit Kreditaufnahme freuen sich über die niedrigen Zinsen. Für alle Marktteilnehmer gilt allerdings: In der derzeitigen Zinssituation sollten alle Investitionsentscheidungen, Kreditaufnahmen und Geldanlagen mit äußerster Bedacht und Vorsicht getroffen werden.

Im Gegensatz zur amerikanischen Notenbank erhöht die EZB derzeit nicht die Zinsen

Am 6. April 2017 veröffentlichte die EZB eine aktuelle Einschätzung der Marktlage und gab ihre Zinserwartungen bekannt. Im Gegensatz zum Dollar-Raum haben sich die Zinsen im Euro-Währungsgebiet unterschiedlich entwickelt: Die Zinsen am “kurzen Ende” (also bei den kürzeren Laufzeiten) der festverzinslichen Wertpapiere wären weitestgehend unverändert geblieben, wohingegen es eine Zinssteigerung bei den langen Laufzeiten gegeben hätte.

In der Pressemitteilung fehlt ein Hinweis auf steigende Zinsen im Euro-Raum, stattdessen beschreibt die EZB warum immer mehr Anlagegelder – trotz des Zinsniveaus – nach Europa fließen würden:

  • Kapitalströme in den “sicheren Hafen” Europa: Die politischen Unsicherheiten hätten allgemein zugenommen, so die EZB. Unsere Redaktion ergänzt dazu die Einschätzung, dass es noch viele ungelöste Probleme beispielsweise in Griechenland und anderen schwachen Euro-Staaten gibt. Zudem können die Syrien-Krise oder der Nordkorea-Konflikt jederzeit eskalieren.
  • Entgegen des eigentlich angekündigten Trends der Zinswende sinken die Renditen bei den Kuruläufern der deutschen Staatsanleihen sogar, berichtet die EZB. Wir ergänzen: Die einjährige Neuemission mit Valuta 13.04.2017/Rückzahlung 13.04.2018 rentiert sogar mit einem negativen Zinssatz von 0,82 %!
  • Die EZB spricht zudem von einem sehr hohen Liquiditätsüberschuss, der für niedrige Zinsen sorgen würde. Damit nimmt die EZB eine Beobachtung auf, die in der Tagespresse bereits als Anlagenotstand bezeichnet worden ist.

Deshalb erscheint es aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass die Zinsen in nächster Zeit steigen würden. Zumindest plant die EZB keine Leitzinserhöhung. Für Immobilienkäufer bedeutet dies: Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit sich vorschnell für einen Immobilienkredit zu entscheiden ohne das Objekt oder den Kaufpreis genau zu prüfen.

Sparer können der Niedrigzinsphase jederzeit die rote Karte zeigen

Vielfach ist zu hören, dass es keinen Ausweg aus der Niedrigzinsphase geben würde. Insbesondere einige Filialbanken versuchen weiterhin Tagegelder, Festgelder oder sog. aktive Sparformen zu verkaufen, die mit einem Zehntel Prozent oder noch weniger an Zinsen ausgestattet sind.

Allerdings können und sollten die Sparerinnen und Sparer der Niedrigzinsphase auf ihre Art die rote Karte zeigen. Bei kontrolliertem Risiko lassen sich erhebliche Mehrerträge generieren, beispielsweise durch:

  • Umschichten in breit gestreute Aktienfonds mit Standardwerten. Hier dürfte die Rendite bei kontrolliertem Risiko auch in den nächsten Jahren um die 5 Prozent oder mehr betragen. Bei einem Inflationskorridor um die 2 % entsteht hoier ein Wertzuwachs.
  • Aufbau eines eigenen Depots aus Standardaktien. Wer etwas Zeit investieren möchte, der könnte sich langfristig gesehen ein Depot aufbauen, welches beispielsweise in fünf oder mehr Aktien der sich am besten entwickelnden DAX-Unternehmen investiert.
  • Wer als Anleger bei festverzinslichen Anlagen bleiben möchte, der findet bei vielen Direktbanken noch attraktive Konditionen. Diese haben die sinkenden Zinsen nur teilweise weitergegeben.

Zusammenfassung:

Entsprechend den aktuellen Meldungen scheint sich die Zinsentwicklung in den USA und in Europa abzukoppeln. Sparerinnen und Sparer können auf bewährte Anlagen wie Aktien und Aktienfonds ausweichen, um mehr Rendite einzufahren. Für Immobilienkäufer scheint dagegen die Zinswende nicht so schnell zu kommen, wie ursprünglich angekündigt. Es gibt also keinen Zeitdruck für die Kaufentscheidung.