Gestein statt Rasen – Diskussionen um Schottergärten
Diplom-Biologe Ulf Soltau hat einen Account mit dem aussagekräftigen Titel „Gärten des Grauens“.
Der Grund: Immer häufiger entscheiden sich Hobbygärtner hierzulande dafür, die eigene grüne Wohlfühloase gegen einen Schottergarten auszutauschen.
Inhaltsverzeichnis
Ein Buchautor im Kampf gegen Schottergärten
Den Account nutzt der Biologe dafür, um Fotos moderner Schottergärten zur Schau zu stellen.
Damit möchte der Biologe jedoch keineswegs zur Errichtung solcher Gärten animieren.
Stattdessen möchte er schildern, dass diese Garten-Form alles andere als pflegeleicht ist. Mit „Mitteln der Satire“ versucht der Buchautor, die Schottergärten „gesellschaftlich unmöglich zu machen“.
Eine fehlende Nahrungs- und Lebensgrundlage
Nach Aussagen des Bundesumweltministeriums gibt es keine gesicherten Angaben zu der Frage, wie viele Hektar an Schottergärten hierzulande existieren. Bundesministerin Svenja Schulze – SPD-Politikerin sowie Sprecherin des Resorts des Bundesumweltministeriums – gibt jedoch zu verstehen, dass Schottergärten den Boden versiegeln und häufig wenige bis gar keine Pflanzenarten gedeihen.
Erschwerend käme hinzu, dass ein Schottergarten keine Lebens- oder Nahrungsgrundlage für Tiere bietet. Allerdings falle ein Verbot dieser Art des Gartenbaus in die Zuständigkeit der Bundesländer.
Erste Maßnahmen in unterschiedlichen Bundesländern
In Baden-Württemberg, Bremen und Hamburg sind Schottergärten beispielsweise getreu dem Naturschutzgesetz und der Bauordnung untersagt. In allen anderen Teilen Deutschlands gibt es erst vereinzelte Kommunen, welche diese Art des Gartenbaus unter anderem mithilfe von Bebauungsplänen verbieten. Wie ein Vertreter des Naturschutzbunds Deutschland betont, widersprechen Schottergärten dem Grundgedanken einer Verbundenheit mit der Natur.
Dabei ist sich der BUND jedoch sicher, dass in Deutschlands Gärten noch mehr Bäume, Sträucher und Blühpflanzen gedeihen müssten.
Diese Gewächse sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für Insekten sowie Lebensraum für mannigfaltige Organismen. Denn je mehr Schatten und Verdunstungskälte in einer Stadt vorhanden ist, desto höher ist der Abkühlungseffekt. Im Gegensatz dazu heizen sich Schottergärten insbesondere zur Sommerzeit stark auf.
User senden regelmäßig Fotos zum Account-Betreiber
Auf dem Account „Gärten des Grauens“ wird dem Grün jedoch maximal eine dekorative Funktion zuteil. Ein Beispiel ist das Bildnis einer rosafarbigen Gießkanne, die von dunkelgrauen groben Steinen umrandet ist. Während die Gießkanne an der Seite aufgeschnitten ist, befindet sich darauf Grünpflanzen. Der Blick ins Innere der Gießkanne offenbart, dass darin noch mehr Steine liegen. Diese Abbildung beschreibt der Biologe als „kunstvoll sezierte Plastikgießkannen“, die „ein wenig Farbe ins Vorgarten-Leichenschauhaus“ bringen.
Über 83.000 User folgen Soltaus Instagram-Account. Viele dieser Nutzer lassen es sich nicht entgehen, den Autoren regelmäßig mit weiteren Fotografien zu versorgen. Monatlich ist von mehr als tausend Fotos die Rede.
Keine klar definierte Rechtssituation
Problematisch ist in diesem Zusammenhang möglicherweise, dass die Rechtssituation über ein Einrichten von Schottergärten in weiten Teilen Deutschlands nicht klar definiert ist.
So besteht ein sogenanntes Schottergarten-Verbot in Baden-Württemberg nach Annahme des hiesigen Umweltministeriums schon seit der Mitte der 1990er Jahre.
Darauf basiere eine grundsätzliche Rückbaupflicht für Schottergärten, die seitdem neu angelegt wurden. Das Ziel wurde mit einer weiteren Aufnahme in das Naturschutzgesetz im Sommer 2020 noch einmal zusätzlich unterstrichen.
Zum Teil drohen Bußgeldforderungen
Zu diesem Thema betont das Wirtschaftsministerium jedoch, dass sich die neue Regelung aus dem Naturschutzgesetz nur auf ein Anlegen der Schottergärten seit dem Inkrafttreten beziehe. Aussagen einer Sprecherin zufolge seien alle schon vor Juli 2020 bestehenden Schottergärten rechtlich zulässig. Die rechtmäßig angelegten Schottergärten genießen dadurch auch baurechtlichen Bestandsschutz.
Mit hohen Geldeinbußen müssen Schottergärtner nach Informationen des Umweltministeriums generell nicht rechnen. Bisher sprachen sich Politiker beispielsweise auch gegen eine Forderung nach hohen Bußgeldern aus. Mit diesen Maßnahmen möchten Politiker erreichen, vorrangig nicht auf Zwang, sondern auf Verständnis zu setzen.
Unterschiedliche Regelungen in einzelnen Bundesländern
Die Stadt Bremen verfolgt hingegen eine andere Strategie. Ein Sprecher der Bremer Umweltbehörde betont, für ein Anlegen von Schottergärten ein Geldbuße im dreistelligen Bereich einzufordern. Die Höhe des Ordnungsgelds richtet sich nach der Größe des Schottergartens.
Nach Informationen von Hamburger Behörden müssen Gartenbesitzer aus der Region dann mit einem Bußgeld rechnen, wenn sie der Aufforderung nach einem Rückbau des Gartens nicht nachkommen.