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Auszahlen anstatt abfeiern: Sind Überstunden steuerfrei?

Sind Überstunden steuerfrei?
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Sind am Arbeitsplatz Überstunden notwendig, arbeiten Berufstätige automatisch länger als vereinbart. Für diesen Zeitraum erhalten Arbeitnehmer zwar in aller Regel zusätzliches Geld.
Doch an der Steuer gehen die Zusatzzahlungen nicht spurlos vorüber.

Wann werden Überstunden berechnet?

Wer regelmäßig mehr arbeitet als vereinbart, darf auch zumeist mehr Geld verlangen.

Die meisten Arbeitnehmer haben schließlich einen Anspruch auf die Auszahlung der Überstunden.

Aus kostentechnischer Sicht ist diese Entscheidung deshalb nicht immer die beste Wahl.

Überstunden gleich regulärer Arbeitslohn?

Bei einer Auszahlung von Überstunden werden die Beträge generell analog zu normalen Überstunden vergütet. Dementsprechend werden die zusätzlichen Beträge wie regulärer Arbeitslohn betrachtet. Infolgedessen steigt das Arbeitseinkommen an.
In dem Fall ist es nicht ausgeschlossen, dass Arbeitgeber einem anderen Einkommensteuertarif zugeordnet werden und deshalb höhere Steuern bezahlen müssen.

Überstunden gleich regulärer Arbeitslohn?
Überstunden gleich regulärer Arbeitslohn? – Bild: © New Africa #518099989
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Details im Arbeits- oder Tarifvertrag

Das deutsche Steuersystem funktioniert nach dem Prinzip, dass Wenigverdiener nur einen geringen Prozentsatz an Einkünften versteuern müssen. Verdienen Arbeitnehmer hingegen viel Geld, fällt ein höherer Steuersatz an.

Werden im Arbeits- oder Tarifvertrag höhere Zuschläge für Überstunden berücksichtigt, kommen diese oben drauf.

Zumeist sind die Zuschläge allerdings nicht steuerfrei. Erhöht sich das Jahreseinkommen dadurch zusätzlich, fällt die Steuerlast noch höher aus.

Welche Zuschläge für Überstunden sind steuerfrei?

Andere Regelungen gelten für Zuschläge für die Überstunden, die für Wochenend-, Feiertags- oder Nachtarbeit anfallen. Für diese Fälle gelten sogenannte Steuerfreibeträge gemäß § 3 EStG. Allerdings besteht kein gesetzlicher Anspruch auf diese Form an Zuschlägen.
Auf diese Zuschläge können Arbeitnehmer nur bestehen, falls entsprechende Regelungen in Betriebsvereinbarungen, dem Arbeits- oder Tarifvertrag berücksichtigt werden.

Welche Zuschläge für Überstunden sind steuerfrei?
Welche Zuschläge für Überstunden sind steuerfrei? – Bild: © H_Ko #318147034
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Wann Überstunden auszahlen lassen?

Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort. Letztendlich müssen Berufstätige für sich allein entscheiden, ob sie als Ausgleich mehr freie Zeit in Anspruch nehmen oder stattdessen bares Geld kassieren möchten.

Die Höhe des finanziellen Ausgleichs für Überstunden richtet sich nach dem individuellen Stundenlohn.

Grundsätzlich gilt: Je höher der Stundensatz ist, desto üppiger ist automatisch die Auszahlung für die Überstunden.

Berechnung des Überstunden-Ausgleichs

Bei Erhalt eines Festgehalts sollten Berufstätige anfangs ihren Stundenlohn ermitteln. Daraus ergibt sich automatisch eine Antwort auf die Frage, wie viel Geld je Überstunde anfällt. In dem Zusammenhang sollten Arbeitnehmer aber auch bedenken, dass der Anspruch auf eine Auszahlung der Überstunden zumeist nach drei Jahren verjährt. Dieser Fall tritt beispielsweise ein, falls der Arbeitsvertrag keine bzw. eine zu kurze Ausschlussfrist vorsieht. Die Ausschlussfrist muss sich auf mindestens drei Monate belaufen.

Alternativ beginnt die dreijährige gesetzlich festgeschriebene Frist ab dem Ende des Jahres, in dem die Arbeitnehmer die Überstunden geleistet haben.

Stundenlohn ermitteln
Bei Erhalt eines Festgehalts sollten Berufstätige anfangs ihren Stundenlohn ermitteln – Bild: © NINENII #573189498
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Gängige Regelungen bei einer Kündigung

Im Falle einer Kündigung sind Arbeitnehmer gut beraten, die sogenannte Ausgleichsquittung nicht zu unterzeichnen.
Wer diese Vereinbarung unterschreibt, würde automatisch auf alle aus dem Arbeitsverhältnis resultierenden Ansprüche verzichten, einschließlich einer Auszahlung von Überstunden.

Alternativen zur Auszahlung im Überblick

Eine Alternative zur Auszahlung von Überstunden ist ein zeitlicher Ausgleich. Gemäß § 3 Arbeitszeitgesetz ist die tägliche Arbeitszeit vertraglich auf acht Stunden begrenzt.

Ein Freizeitausgleich ist notwendig, wenn sich die eigene Arbeitszeit während eines Zeitraums von sechs Monaten von zehn wieder auf acht Stunden einpegelt.

Ein Arbeitszeitkonto ist dafür geeignet, um den Überblick über die eigenen Überstunden zu bewahren. Mit der Funktionsweise eines Girokontos vergleichbar, entsteht auf dem Arbeitszeitkonto ein Zeit-Guthaben. Im Gegenzug werden auf dem Konto Minusstunden vermerkt, falls Berufstätige weniger Stunden als vereinbart arbeiten.

Keinen unnötigen Überstunden-Kredit aufbauen

Arbeitgeber sind zur Auszahlung der Überstunden verpflichtet, wenn Mitarbeiter nach ihrer Kündigung die Überstunden nicht mehr durch Freizeit ausgleichen können.
Dennoch sollten Arbeitnehmer auch stets bemüht sein, das Guthaben an Überstunden nicht unnötig zu erweitern. In dem Fall würde das Plus an Überstunden einer Art Darlehen für Arbeitgeber gleichen. Würde das Unternehmen Insolvenz beantragen, wäre das Zeitguthaben auch verloren. In dem Fall würde von der Bundesagentur für Arbeit ausgezahltes Insolvenzgeld ausschließlich drei Monate vor der Insolvenz entstandene Lohn- und Gehaltsansprüche absichern.