FinanzenHaus und GartenWirtschaft

Bauwende und Zinsflation – Steigende Preise für Bauprojekte

Steigende Preise für Bauprojekte
Bauwende und Zinsflation – Steigende Preise für Bauprojekte - Bild: © Andrey Popov #289584995 – stock.adobe.com

Bauzinsen steigen stetig an. Wer aktuell ein Baudarlehen mit einer Zinsbindung von zehn Jahren abschließt, zahlt durchschnittlich 2,77 Prozent pro Jahr.
Zum Jahresanfang 2022 belief sich der Zinssatz noch auf 0,93 Prozent. Der Anstieg verläuft demzufolge rasant.

Zinssätze variieren je nach Zinsbindung

Entscheiden sich Immobilienbesitzer aktuell für eine Zinsbindung von fünf Jahren, müssen sie mit einem Zinssatz von 2,66 Prozent rechnen.

Für ein auf 15 Jahre angelegtes Darlehen schlagen 3,05 Prozent zu Buche.

Im Gegenzug werden Bauvorhaben immer teurer. Preise für Baumaterialien haben sich schließlich deutlich erhöht. Hohen Baukosten stehen gestiegene Zinsen gegenüber.
Diese kritische Kombination führt wiederum dazu, dass Banken ihre Baufinanzierungen in Zukunft wesentlich vorsichtiger vergeben.

Zinssätze variieren je nach Zinsbindung
Zinssätze variieren je nach Zinsbindung – Bild: © Thapana_Studio #480728218 – stock.adobe.com

Hintergrund der Studie

All diese Entwicklungen gehen aus einer Studie über Baufinanzierung zurück, die vom Beratungsunternehmen PwC initiiert wurde. Demzufolge erzielten das Volumen und Neugeschäfte trotz Corona-Pandemie neue Rekorde. Die meisten Kreditinstitute gehen zudem davon aus, Neugeschäfte mit neuen Baudarlehen auch trotz Zinswende noch einmal deutlich zu erhöhen.

Dennoch gehen die Finanzexperten davon aus, dass das Zinsniveau das Immobiliengeschäft immer stärker negativ beeinflusst.

Neue Rekordwerte

Das Volumen von ausstehenden Baudarlehen in Deutschland hat sich im Jahr 2021 auf einen Rekordwert von 1,48 Billionen Euro erhöht. Damit wurde auf dem deutschen Finanzmarkt ein Plus von insgesamt 7,2 Prozent verzeichnet.

Im direkten Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der prozentuale Anteil deutlich.

In den Vorjahren betrug der Anstieg 6,6 sowie 5,7 Prozent. In den Jahren 2007 und 2008 hatte sich der Bestand an Baudarlehen im Zuge der Finanzkrise hingegen deutlich reduziert.

Ausstehenden Baudarlehen in Deutschland
Das Volumen von ausstehenden Baudarlehen in Deutschland hat sich im Jahr 2021 auf einen Rekordwert von 1,48 Billionen Euro erhöht – Bild: © godshutter #308965518 – stock.adobe.com

Anstiege auf dem Finanzierungsmarkt

Einer Analyse des kompletten Jahres 2021 zufolge erreichten Banken in dem Jahr einen Betrag von 284 Milliarden Euro, der allein auf dem Neugeschäft mit Baufinanzierungen basiert.
Im Vorjahr belief sich der Betrag auf 273 Milliarden Euro. Obwohl der Finanzierungsmarkt für Immobilienkredite seit 2003 stetigen Schwankungen unterlag, stieg das jährliche Volumen tendenziell stets an.

Ungleichheiten zwischen Kreditinstituten

Wie die Autoren der Studie betonen, fanden jedoch regelmäßig Verschiebungen in Bezug auf die Wahl der Kreditinstitute statt. Während Genossenschaftsbanken und Sparkassen ihren Marktanteil deutlich erhöhen konnten, war der Trend bei privaten Banken leicht rückläufig.

Zusätzlich bestehen regionale Unterschiede bei der Vergabe der Baudarlehen.

Unter allen Bundesländern konnte Berlin die höchste Zuwachsrate verzeichnen. Schlusslicht ist hingegen Schleswig-Holstein.

Baudarlehen - Regionale Unterschiede
Es bestehen regionale Unterschiede bei der Vergabe der Baudarlehen – Bild: © Wasan #306322700 – stock.adobe.com

Bessere Stimmung auf dem Wohnungsmarkt

Weiterhin verweist die Studie darauf, dass sich die Marge der Finanzinstitute bei Baudarlehen generell verringert hat. Durchschnittlich belief sich die Marge auf 1,04 Prozent. Somit ging der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um 0,14 Prozent zurück.
Im Laufe der vergangenen Jahre schwankte die Marge jedoch deutlich. Weiterhin fokussiert sich die Studie mit der aktuellen Stimmung über Themen wie Baufinanzierung und Bauen.

Den aktuellen Auswertungen zufolge hat sich die Stimmung auf dem Wohnungsmarkt seit Beginn der Coronapandemie erheblich verbessert. Die Bedeutung des Zinsniveaus verliert als Argument für oder gegen Bauprojekte zunehmend an Bedeutung. Doch Themen wie Umfinanzierung und Umschuldung spielen für Häuslebauer noch immer eine wichtige Rolle.

Wird der Aufwärtstrend gestoppt?

Aktuell könnten sich drei Komponenten auf den derzeit bestehenden Aufwärtstrend auswirken. Ein Faktor ist die treibende Inflation, die aufgrund steigender Inflation sowie der politisch angespannten Lage zu Haus- und Baupreissteigerungen führt.
Steigende Zinsen sorgen dafür, dass alternative Anlageoptionen in Form von Wertpapieren attraktiver erscheinen. Erschwerend kommt hinzu, dass Banken einem erhöhten Risikodruck ausgesetzt sind. Im Konsumenten-Kreditgeschäft drohen höhere Ausfallquoten, aufgrund denen die Finanzinstitute mehr Vorsicht bei der Baufinanzierung walten lassen.