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Berufsunfähigkeitsversicherung – So schützen Sie sich gegen den Verlust Ihres Einkommens

Berufsunfähigkeitsversicherung
Berufsunfähigkeitsversicherung – So schützen Sie sich gegen den Verlust Ihres Einkommens - Bild: © marcus_hofmann #270904049 – stock.adobe.com

Die wenigsten Arbeitnehmer sind sich über das Risiko einer Berufsunfähigkeit im Klaren. Dabei sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache. Diese zeigen, dass jeder Vierte Arbeitnehmer in seinem Leben einmal von vollständiger oder teilweiser Berufsunfähigkeit betroffen ist. Auf den Rentenversicherer ist dabei kein Verlass mehr, da für alle nach dem 1. Januar 1961 Geborenen die ehemals staatliche Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr einspringt.

Jeder Arbeitnehmer sollte also in seinem eigenen Interesse über eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) nachdenken. Im Folgenden wird die private BU-Versicherung genauer vorgestellt. Dabei geht es auch um die Besonderheiten der BU, wann eine solche Versicherung idealerweise abgeschlossen werden sollte und wie hoch die Leistung für den Versicherungsfall ausfallen sollte.

Ein paar Fakten zu Beginn

Berufsunfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit werden häufig verwechselt. Dabei ist die Unterscheidung recht einfach. Wer Arbeitsunfähig ist, der kann keiner Tätigkeit nachgehen, wogegen bei einer Berufsunfähigkeit die erlernte Tätigkeit nicht mehr ausgeübt werden kann. Was nach Spitzfindigkeit klingt, kann aber ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Das gilt bspw. für einen Handwerker, der seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, aber immer noch in einer sitzenden Tätigkeit arbeiten könnte. In diesem Fall gibt es nämlich keine staatliche Unterstützung, was mittelfristig zu erheblichen finanziellen Einschränkungen führen kann.

Als die häufigsten Probleme, die zu einer Berufsunfähigkeit führen, sind dabei psychische Erkrankungen sowie Probleme mit dem Bewegungsapparat zu nennen.

Es sind also nicht Unfälle, die primär für eine Berufsunfähigkeit sorgen. Zu Beginn der Berufsunfähigkeit wird in der Regel der Arbeitgeber für sechs Wochen das Gehalt weiterzahlen. Im Anschluss zahlt dann die Krankenversicherung noch weitere 78 Wochen, wobei maximal 70 Prozent des letzten Bruttoeinkommens geleistet wird.

Ab wann ist die Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?

Jede Versicherung deckt ein Risiko ab. Je höher das Risiko, desto höher fällt am Ende die Prämie aus. Wer jung ist, der wird deutlich seltener berufsunfähig, als das für ältere Arbeitnehmer gilt. Somit ist auch die Prämie deutlich niedriger. Hinzu kommt, dass beim Antrag der Antragssteller auf Vorerkrankungen befragt wird, die auch mit zunehmendem Alter zunehmen. Dafür verlangt der Versicherer dann einen Aufschlag, der die Prämie erneut verteuert. Es lohnt sich also rechtzeitig mit Beginn der Berufsaufnahme die Versicherung abzuschließen.

Wer noch keinen sozialversicherungspflichtigen Job hat, kann aber ebenfalls eine Versicherung abschließen. Das ergibt insbesondere für junge Menschen Sinn, die bspw. studieren oder noch in der Schule sind. Es gilt also für die Berufsunfähigkeitsversicherung der Grundsatz, je früher, desto besser. Aber auch wer einen günstigen Zeitpunkt zum Einstieg verpasst hat, sollte sich über eine Absicherung Gedanken machen. Wer bspw. als Alleinverdiener maßgeblich zum Einkommen der Familie beiträgt, sollte die Entscheidung für eine Versicherung nicht allzu lange warten.

Berufsunfähigkeitsversicherung frühzeitig abschließen
Es lohnt sich also rechtzeitig mit Beginn der Berufsaufnahme die Versicherung abzuschließen – Bild: © industrieblick #203770403 – stock.adobe.com

Wie hoch sollte die BU-Rente sein?

Nach einer Faustformel sollte die Rente ca. 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens ausmachen (Gelassen in die Zukunft schauen – Mit der Riester Rente nach Maß). Allerdings kann dieser Wert auch noch oben oder unten schwanken.

Wer es genau wissen will, der sollte seine gesamten notwendigen Ausgaben zusammentragen.

Zu berücksichtigen ist darüber hinaus allerdings, dass aus der Berufsunfähigkeitsversicherung noch Kosten für die Krankenversicherung zu tragen sind. Hinzu kommt, dass die Rente auch versteuert werden muss.

Was ist der abstrakte Verweis?

Eine der wichtigsten Klauseln in einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist der sogenannte Verzicht auf den abstrakten Verweis. Dieser sehr technische Begriff erlaubt es dem Versicherer einem Versicherten bei eingetretenem Versicherungsfall auf eine andere theoretische Tätigkeit zu verweisen, die noch ausgeübt werden kann. Praktisch bedeutet das nichts anderes als das bspw. ein Herzchirurg, der wegen eines Unfalls seine Hände nicht mehr benutzen kann, auf eine Tätigkeit als Pförtner verwiesen werden könnte.
Zwar ist diese Klausel in so gut wie keiner Versicherung enthalten, aber vor Abschluss sollte unbedingt der Verzicht noch einmal erfragt werden.

Abstrakter Verweis - Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine der wichtigsten Klauseln in einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist der sogenannte Verzicht auf den abstrakten Verweis – Bild: © alfa27 #235436021 – stock.adobe.com

Gesundheitsfragen müssen sein

Beim Abschluss der Versicherung gehen der Versicherer und Versicherungsnehmer einen Vertrag ein. Dabei muss sich der Versicherungsnehmer sicher sein, dass die Versicherung zahlt. Gleichzeitig muss aber der Versicherer davon ausgehen, dass er ein bekanntes Risiko versichert. Deshalb ist bei Antragsstellung ein Fragebogen auszufüllen. Die Fragen sind sorgfältig zu lesen und es wird dringend empfohlen die Antworten wahrheitsgemäß zu beantworten. Das kann zwei bei besonderen Vorerkrankungen in Ausnahmefällen dazu führen, dass der Versicherer die Prämie erhöht oder auch die Vertragsannahme verweigert.

Wer falsche Angaben macht, der sollte sich darüber im Klaren sein, dass er in ernsthafte Schwierigkeiten geraten kann.

Erfährt die Versicherung bspw. nach einigen Jahren durch einen Zufall von den falschen Angaben hat diese ein Sonderkündigungsrecht. Gleichzeitig sind die bisher gezahlten Beiträge auch verloren. Wer Vorerkrankungen wie bspw. Allergien oder Rückprobleme hat, der sollte sich mit einem unabhängigen Versicherungsmakler in Verbindung setzen. Dieser kennt die Gesundheitsprüfungen der einzelnen Versicherer genau und weiß welche Versicherung unter welchen Bedingungen einen Vertrag akzeptiert.

Was macht einen guten BU-Vertrag aus?

Wird der Vertrag bereits zu Beginn der Berufstätigkeit abgeschlossen, ist die vereinbarte Zahlung im Leistungsfall noch recht niedrig. Im Laufe eines Berufslebens wird sich aber in aller Regel das Einkommen erhöhen und viele gründen auch eine Familie. In solchen Situationen empfiehlt es sich den Versicherungsschutz noch einmal zu überprüfen. Viele Versicherer bieten hierzu eine Nachversicherungsklausel an. Diese besagt, dass bei Eintritt bestimmter Ereignisse die Versicherungssumme erhöht werden kann, ohne dass eine weitere Gesundheitsprüfung notwendig wird. In diesem Fall ist es dann auch irrelevant, ob zwischenzeitlich ernsthafte Erkrankungen bekannt sind oder nicht. Allerdings sollten Sie beachten, dass sie bei der Mehrheit der Versicherer innerhalb einer bestimmten Frist für eine Erhöhung der Versicherungssumme entscheiden müssen.

Viele Versicherer bieten eine Leistungsdynamik an. Damit hat man die Möglichkeit jährlich eine Steigerung der Versicherungssumme im Rahmen eines Inflationsausgleichs vorzunehmen.

Versicherungsschutz noch einmal überprüfen
Im Laufe eines Berufslebens empfiehlt es sich den Versicherungsschutz noch einmal zu überprüfen – Bild: © insta_photos #382016222 – stock.adobe.com

Der Leistungsfall tritt ein – Wann zahlt der Versicherer?

Tritt der Versicherungsfall ein, dann ist das für den Betroffenen häufig ein schwerer Schicksalsschlag. Das Leben ändert sich von jetzt auf gleich. In der Regel ist es aber so, dass nicht mit Eintritt der Erkrankung sofort auch die Berufsunfähigkeit festgestellt wird. Zunächst bleibt es für sechs Wochen bei der Lohnfortzahlung und im Anschluss erfolgt die deutlich niedrigere Zahlung der Krankenkasse. Viele Versicherer zahlen erst die vereinbarte Summe, wenn die Berufsunfähigkeit offiziell anerkannt ist.

Es gibt aber auch Verträge, bei denen eine Leistung rückwirkend für den Zeitraum erbracht wird, ab dem der Grund für die Berufsunfähigkeit bereits bestanden hat.

Hinzu kommt noch der sogenannte Prognosezeitraum. Damit ist der Zeitraum gemeint, der nach ärztlicher Prognose die Mindestdauer der Berufsunfähigkeit definiert. Dieser sollte auf maximal sechs Monate begrenzt sein. Damit ist sichergestellt, dass die Zahlungen direkt geleistet werden, wenn der Prognosezeitraum überschritten ist.

Berufsunfähigkeitsversicherungen als Baustein weiterer Versicherungen

Nicht selten werden im Zusammenhang mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung auch weitere Versicherungen im Paket verkauft. Dazu zählen Renten- oder Lebensversicherungen (Risikolebensversicherung – Tipps zur Beitragsberechnung). Aus Sicht des Versicherten ergibt eine Kombination mit anderen Versicherungen selten Sinn, da nicht klar erkennbar ist, wie die Kosten für die Versicherung aufgeteilt werden. Die bessere Alternative ist immer eine Trennung zwischen einer Berufsunfähigkeitsversicherung und weiterer Produkte.